Dienstag, 28. Februar 2012

Frauen – die wahre globale Wirtschaftsmacht



Wir haben es geschafft. Wir haben es geschafft, uns in Sachen Stereotypen und Klischees von Frauen in der Werbung von 1960 bis 2011 nur wenige Millimeter nach vorn zu bewegen.

So sehen wir Frauen immer noch viel zu häufig in der Rolle der perfekten Superfrau. In den 60er war es die adrette Hausfrau. Kinder, Küche, Kirche die Aufgaben. Heute ist noch etwas mehr hinzugekommen. Unter dem einen Arm das Kind, unter dem anderen den Laptop, den Wochenmarkteinkauf dabei und fehlen darf natürlich auch nicht die scharfe Unterwäsche unter dem Designer-Kostüm, um nach einem privat und beruflich ausgefüllten, glücklichen Tag noch einen allen Erwartungen entsprechenden perfekten Abend zu verbringen.

Ist dies wirklich genau das, was Frauen heute noch sehen wollen, nachdem sie nun schon einen so weiten Weg  hinter sich gebracht - und so viele Bewegungen und Veränderungen ausprobiert und vollzogen haben? Nach Heimchen am Herd, sexueller Revolution, gestählten, durchtrainierten Körpern durch Bodybuilding, der Ära der Supermodels, Unisex-Mode und Girls Power sollten Frauen eigentlich in 2011 angekommen sein dürfen.

Denn sie haben sich immer mehr den erwarteten Formen und Normen entzogen. Was jedoch dagegen unverändert geblieben ist, sind die Erwartungen und die Anforderungen.  Die Standards sind hoch angesetzt. Sehr hoch sogar. Frauen sollen tough sein, aber nicht zu tough. Sie sollen den Haushalt schmeißen, aber nicht ausschließlich. Sie sollen beruflich erfolgreich sein, aber bitte nicht zu sehr. Sie sollen unabhängig sein, das aber auch nicht ohne Partner an ihrer Seite. Zusammengefasst: Sie sollen rundum perfekt sein.

Und genau diesem Anspruch  wollen Frauen immer weniger gerecht werden. Klar, dass sie sich in der Welt der Klischees und Stereotypen nicht mehr wiederfinden und die werbliche Ansprache häufig eindeutig daneben liegt –oder sich gar nicht gezielt an die weibliche Käuferschaft richtet.

Dabei ist die ständig zunehmende Bedeutung der weiblichen Kaufkraft mehr als rasant, in gefühlt entgegengesetzter Gemächlichkeit dagegen steigt das Verständnis für Frauen und ihre Bedürfnisse.

Das ist grob fahrlässig, wenn man bedenkt, dass Frauen weltweit 60% der Markenkäufe tätigen und bei 80% aller Käufe den entscheidenden Einfluss haben. Auch die Zahlen, dass das weibliche Einkommen weltweit mehr als zweimal so hoch ist, wie das Einkommen der Volkwirtschaften Indien und China zusammen, sind beeindruckend.

Nur weil es die Vorzeige-Kampagnen „Omo – Dirt is good“, die leider nicht in Deutschland läuft und „Dove – Wahre Schönheit“ schon gibt, ist damit für den Bereich Investments, die Autoindustrie und die Banken noch kein Meter gemacht. Hier fühlen sich immerhin fast die Hälfte aller Frauen unverstanden. Ähnliches gilt für Versicherungen und Computer. Das weltweit größte Potential dieser gewaltigen Zielgruppe wird in vielen Bereichen noch vollkommen unterschätzt.
Und bis sich da etwas ändert, machen Frauen einfach ihr eigenes Ding. Selten perfekt, ganz anders und sehr individuell. Das mündet bei vielen in einen eigenen Weg, hin zu einem neuen Verhaltensmuster – dem flexiblen Jonglieren von Anspruch und Wirklichkeit ohne Perfektionsanspruch.

Für viele Frauen ist dieses Verhalten die richtige Antwort für viele Aspekte ihres Lebens und der einzig wahre Weg, um eine echte Frau in einem vielleicht nicht perfekten, aber dafür individuellen und vor allem realen Leben zu sein. Mit einem eigenen Lebensstil, eigenen Looks und eigenen Styles.

Sie schafft sich neue Berufsbilder und Chancen, lässt sich eben nicht in etablierte Systeme pressen und wählt einen anderen Weg für Mutterschaft, Job, Schönheit  - und den eigenen Lebensstil.

Viele Frauen haben die Mutterschaft längst neu definiert. Sie unterwerfen sich nicht mehr dem Druck von außen, ein Genie heranreifen zu lassen und die immer perfekte Mutter zu sein. Intuitive Mütterlichkeit und Akzeptanz des Unperfekten machen das Muttersein immer mehr aus.

Auch die stetige Zunahme von Patchwork-Familien ist der absolute Gegenentwurf zur perfekten Familie. Bei mehr als 10 Millionen Patchwork-Familien in Deutschland ist dies auch nicht mehr die unbedeutende Ausnahme, sondern schon fast der ganz normale, alltägliche Familienbetrieb. Da hilft nur Improvisation, Flexibilität und Offenheit.  

Das gilt auch für den Beruf. Frauen haben ihre eigenen, ganz flexiblen Wege zum persönlichen Erfolg gefunden und orientieren sich nicht mehr an dem sehr männlich ausgelegten Spiel in Wirtschaft und Politik um Erfolg und Macht. Sie sind längst aus dem Spiel ausgestiegen und in der realen Welt angekommen. Viele machen jetzt ihr eigenes Ding. 41% der neuen Unternehmen wurden in 2010 von  Frauen gegründet.

Und während die einen noch an der von Medien geschaffenen Definition von Schönheit festhalten, gibt es bereits eine ausgeprägte und sichtbare Gegenreaktion zu Schönheitsoperationen und durch Botox geschaffene Jugendlichkeit. Reale Schönheit und echte Frauen sind so populär wie schon lange nicht mehr.

Diese echten Frauen gilt es zu verstehen, und sich mit dieser sich stetig verändernden und wirtschaftlich hoch attraktiven Zielgruppe auseinanderzusetzen. Zuhören, Zusehen, Austauschen, Lernen, um das eigene Verständnis zu hinterfragen, zu korrigieren und zu verbessern.

Mehr zu diesem spannenden Thema gibt es unter www.navigating-venus.com.

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